HUMILIATIO – EXALTATIO | Erniedrigung – Erhöhung
Das klingt nach denkbar größtem Gegensatz. Doch das Graduale Christus factus est nach dem berühmten Hymnus aus dem Philipperbrief des Apostels Paulus stellt einen Zusammenhang her: Christus wurde für uns gehorsam bis zum Tod, ja, bis zum Tod am Kreuz. Deswegen hat Gott ihn erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als jeder Name.
Die Schola Gregoriana Ratisbonensis unter ihrem Leiter Christoph Hönerlage, Professor für Gregorianik und Deutscher Liturgiegesang an der HfKM Regensburg, interpretiert gregorianische Gesänge, die die Erniedrigung Jesu Christi in seinem Leiden und Tod am Kreuz thematisieren und zugleich seine Erhöhung durch seinen Sieg über den Tod. Darunter befinden sich Kostbarkeiten aus der Liturgie der Karwoche, wie die Antiphon Ecce lignum crucis und die ergreifenden Improperien zur Kreuzverehrung am Karfreitag.
Der Gregorianische Choral entstand um 800 im Frankenreich Karls des Großen. Ab dem 10. Jahrhundert wird er mit Neumenzeichen schriftlich notiert: Feinste rhythmische Angaben zum Vortrag der Gesänge mit ihren meist biblischen Texten. Dank der Gregorianischen Semiologie, entwickelt von Eugène Cardine (1905-1988), können wir heute die Neumenzeichen für die Interpretation des Gregorianischen Chorals nutzen: Die 1200 Jahre alten Gesänge zeigen so eine ungeahnte Ausdruckskraft und Vitalität.
In den Improvisationen von Domorganist Ruben Sturm findet die Botschaft der gregorianischen Gesänge Widerhall und Vertiefung.